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Normale Version: Grunenberg, Emma von: Hermione (3)
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Emma von Grunenberg
1810 - ?


Hermione

I.


Auch das vergebens! Soll Musik doch heben
Den Kummer, und sie windet festre Schlingen
Um's wunde Herz! Was auch für Töne klingen,
Sie sind der Nachhall aus des Grames Leben.

Aus diesen Saiten will kein Lustklang dringen,
Nur Grabesmelodie, ein Schauerbeben,
Ein leises Todesflüstern will entschweben;
Die Wehmuth hebt die nachtumflorten Schwingen.

Ich, Thörin, will da meinen Gram wegspielen,
Der doch sich meinem Herzen hat verschwistert,
Und Geist und Seele ewig hält umdüstert.

Mein Hugo schläft! Wer zugleich auch schliefe
Mit ihm in jenen ruhumfloss'nen Hüllen,
Verklärt der Geist, der Leib in Grabestiefe!


II.

Wo nimmer du erwachst, in Grabestiefe,
Bald möcht' ich dort mich eingesarget schauen;
Da darf der Liebe ich Altäre bauen,
Daß ihre Feuergluth sich rein erprüfe.

Als ob's mich mit viel tausend Stimmen riefe,
Zieht mich der Sehnsucht lockendes Vertrauen
Dahin, wo Trauerweiden Balsam thauen,
Und ich an Hugo's treuer Brust entschliefe.

Geliebter! Bald wird wieder uns vereinen
Der Gott, der unsre Liebe hier beschütze;
Er kann das Bündniß grausam nicht vernichten.

Ob ich mein Leben regelrecht benütze,
Mag dann ein höhrer Richter weise richten:
Doch weiß ich, ist der Himmel für die Reinen!


III.

O Hermione. Laue Weste spielen
Mit ihren aufgelösten Locken leise,
Als wüßten sie nach ihrer zarten Weise
Der Sängerin gluthvolle Brust zu kühlen.

Doch sie scheint nicht den sanften Hauch zu fühlen.
Vom Felsen, wo sie steht im Blumenkreise,
Wirft in die Wogen sie verwelkte Sträuße,
Als wollte sie des Wassers Huld erzielen.

Die Linke hält die Leier fest umfangen,
Und ihr Gewand die Lüfte flatternd schwellen.
"O nehmt mich gütig auf, ihr Todes-Wellen!"

Sprichts, - und die blauen, sehnsuchtsvollen Wogen,
Sie haben zärtlich in ihr Reich gezogen
Die Sängerin, gekühlt die Gluth der Wangen.


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