Sonett-Forum

An ihrem Geburtstage

I.

Wär ich ein Mahler, kundig der Palette,
Und lachte mir der Farben holde Weihe,
Ein jubelnd Herz voll heißer Lieb' und Treue
Mahlt' heut' ich auf der Leinwand blanke Glätte;

Und wenn Amphions Leyer Rund ich hätte
Und stünd' ich in der Sänger hoher Reihe,
Wohl säng' ich heut, daß, Mädchen, Dich's erfreue
Ein stolzes Lied, denn klingender Sonette.

Wär ich ein Gnome heut, wie gern die Dichter
Sie aus dem Fabelreich der Träume rufen,
Umstrahlt von schön'rer Mächte Zauber Sonnen,

Beim Silberglanz der tausend Sternen Lichter
Stieg heute ich hinab die tiefen Stufen,
Und schöpfte Glück Dir aus dem Segensbronnen!


II.

Nun mir der Farben holde Kunst nicht eigen,
Nun mir nicht ward der Gnomen zaub'risch Walten,
Sag an, in welchen lieblichen Gestalten
Soll der Gefühle Abbild ich Dir zeigen?

O Mädchen, Du, die fest mit Blüthenzweigen
Auf ewig Herz und Sinn umschlungen halten,
Die Du mir hell'st der Seele tiefste Falten,
Wie arm, muß ich vor Dir mich, Hohe, neigen!

Doch möge drum nicht kalt mein Lieben scheinen,
Laß spurlos nicht mein Lied vor Dir verhallen!
Laß Brust an Brust uns sinken, Herz dem Herzen

In liebender Begegnung erst sich einen,
Dann wird Dir laut ein Sang entgegenwalten
Von Lieb' und Treu', und heißer Sehnsucht Schmerzen.


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