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Normale Version: Wiedenmann, Johann Jakob: Erinnerungen an München (3)
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Johann Jakob Wiedenmann
1786 - ?


Erinnerungen an München

I.


Gern ziehst du mich zur Herrin unsrer Städte,
Die eines wilden Thrones Glanz umschließt,
Zu der die Isar rauschend niederfließt
Von naher Alpen nebelgrauer Kette.

Ziehst immer mich zur fernen, theuren Stätte,
Wo Lieb' und Treu' aus jeder Blume sprießt,
Wo Redlichkeit mit alter Wage mißt,
Und Wahrheit gilt, selbst rauh und ohne Glätte.

Sie ist zur zweiten Heimat mir geworden!
Wie viel des Lieben schließet sie mir ein!
Die Freundschaft öffnete des Tempels Pforten

Dort vielmal mir zu herrlichem Verein'.
Was rufst du mich, gebannt zu fernen Orten,
Dahin mit holder Zeiten Wiederschein ?!


II.

Laß mich Entfernten nimmer, nimmer sinnen,
Was meiner Freuden reichster Quell dort war:
Des Vaterlandes elterliches Paar,
Geschaffen, alle Herzen zu gewinnen.

Thaliens Schöpfungen auf prächt'gen Bühnen,
Der Künste stets gefeierten Altar,
Der Wechsellust, die jeder Tag gebar,
Des Lebens Leid mit frischer Lust zu sühnen.

Laß mich vergessen all das bunte Treiben,
Das dort den Geist belebt und thätig hält;
Fern muß ich ja von allem Schönen bleiben,

Was mich stets angeregt, was mich beseelt!
Umsonst, - wie ich dir auch mag widersträuben,
Gefesselt hältst mich du - und jene Welt.


III.

So führe, treues Sehnen, mich zurücke,
Zu dieser meiner Heimat lieben Flur!
O suche bald mir die verlorne Spur
Der Rückkehr zu dem alten, lieben Glücke!

Dann heitern wieder sich die trüben Blicke,
Zum steten Frühling' wird mir die Natur,
Dann, dann durchströmet ein Gefühl mich nur,
Die Wonne ob dem freundlichern Geschicke.

Schon seh' ich ferne dort die Zwillingsbrüder
Mit ihrer Kuppen einfach stolzen Höh'n;
Ich hör' der Glocken Harmonien wieder,

Wie ferner Chöre feierlich Getön;
Die Lieben alle schau ich Glied an Glieder: -
O Traum der Sehnsucht, wie bist du so schön!



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