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Normale Version: Günther, Johann Christian: An seine Magdalis: Das Glücke muß vorwahr mich
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Johann Christian Günther  
1695 – 1723

An seine Magdalis

Das Glücke muß vorwahr mich als sein Schoßkind lieben
Und das Verhängnis mich zu quälen müde sein,
Weil du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein
Dein unverfälschtes Herz zum Eigentum verschrieben.

Mein Schiff, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben,
Lauft den Vergnügungsport mit vollen Segen ein,
Und meine Hoffnung kan sich schon im Geiste freun,
Nachdem dein freies Ja den Zweifel aufgerieben.

Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß,
Bis dich des Priesters Hand mir völlig überreiche,
Und glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß,
Wofern mein Wankelmut dein Bild in mir verstreiche.

Drum liebe nur getrost; denn die Beständigkeit
Wirkt mir den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid.


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