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Normale Version: Günther, Johann Christian: Als sie an seiner Treu zweifelte
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Johann Christian Günther
1695 – 1723

Als sie an seiner Treu zweifelte
(an seine Magdalis)


Mein Kind, was zweifelst du an meiner Redlichkeit,
Die ihresgleichen doch in deiner Brust verspüret?
Wo meiner Adern Blut nur einen Tropfen führet,
Der sich nicht tausendmal vor dich zu sterben freut,

So wünsch ich ihm den Fluch, den Ebals Felsen dräut
Und Kain Fuß erfährt; der Stern, so mich regieret
Und dessen Trieb in mir die reine Glut gebieret,
Folgt nicht wie ein Planet dem Wechsel dieser Zeit.

Mein Sinnbild ist ein Ring, der Denkspruch: sonder Ende;
Der, wer nicht ewig liebt, der liebet nimmermehr.
Mein Engel, gibst du nun dem Argwohn kein Gehör,
So lege mir dein Herz in die getreuen Hände.

Ich sichre, diesen Schatz wird deinem Saladin
Kein Räuber, kein Verlust, auch nicht der Tod entziehn.



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