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Normale Version: Poesie der Zukunft
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„Poesie der Zukunft“
1850



Wo sie die wilde Schlacht geschlagen haben,
O lauscht nicht auf dem Feld nach Lerchensange!
Da kreischt die Krähe nur nach blankem Fange,
Dann kommen erst die Geier und die Raben;

Sie kommen zu beerben, zu begraben;
Dann kommt Erstarrung, Schweigen, lange, lange,
Bis spät der Sämann kommt vom nächsten Hange,
Zu streuen seines Saatkorbs neue Gaben.

Als läg’ im Körnlein eine Liederseele,
Erhebt sich dann aus seinem Ährenmeere
Die Lerche, eine sangbegabte Ähre. –

„Wann steigt aus goldner Saat die goldne Kehle?“
Mich dünkt, die Toten sind noch unbegraben,
Noch währt die Zeit der Geier und der Raben.


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