Sonett-Forum

Normale Version: Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
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Johann Diederich Gries
1775 – 1842


Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
Seh ichs im Duft der Abendröte wieder.

Und schwingt die Nacht ihr trauriges Gefieder,
Dann seh ich’s leis im Mondenschimmer winken;
Ich könnt es fassen, will es mich bedünken,
Doch leicht entfliehn die wesenlosen Glieder.

Zu treues Bild! So schwand vor meinen Blicken
Sie, die mein Herz so ganz zu eigen hatte,
Die ach! so täuschend deine Züge malen.

Eh ich’s gewagt, sie an die Brust zu drücken,
Floh sie hinweg von mir, ein leichter Schatte,
Und ließ mir nur der Sehnsucht ewge Qualen.


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