Sonett-Forum

Normale Version: Die Umarmung
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Die Umarmung


Wie sich am Feigenbaum' die Rebe schlinget,
Und ihre Last zart seine Zweige drücket,
Die harte Frucht die weichliche umstricket,
Und nah' die Traube zu der Feige dringet:

So eines um die Huld des andern ringet,
Wenn Mira und den Skalden man erblicket;
Umarmt sie beide Plato's Traum beglücket,
Und laut Petrarka seinen Hymnus singet.

Ein reiner Geist, der Sinnenwelt entrissen,
Vereinet sie zu himmlischen Genüssen,
Daß sie entkörpert ihren Leib vermissen.

Im keuschen Aug' umarmen sich die Seelen,
Und zur Vollendung, welche fromm sie wählen,
Nur zwei beflorte Leichensärge fehlen.


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