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Normale Version: Sonette aus dem Orient ( von 1864 ) Smyrna (2)
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Sonette aus dem Orient

Smyrna

I. - Smyrna ist die Stadt der schönen Frauen


Schon längst sind hier verrauscht Homers Gesänge
Und dürftig fließt die ihm geweihte Quelle.
O Himmel! Meer! so schön, wie einst, so helle!
O daß auch noch Alt-Hellas’ Sprache klänge!...

„Erst flieh’ der Frankenstraße laut Gedränge,
Dann zög’re an der Häuser kühler Schwelle;
Die Sonne sinkt, es buhlt mit ihr die Welle,
Es schwebt ein Zephyr durch der Lauben Enge:

Das ist der Frauen süße Plauderstunde.
Ihr Blick, er kommt wie Amors Pfeil geflogen
Von schmaler Brauen ebenschwarzem Bogen.

Es überkommt dich wundersame Kunde
Und Helena ist hundertmal zu schauen –
Denn Smyrna ist die Stadt der schönen Frauen.“


II. - Die Karawanenbrücke

So kehrten einst von Bagdad die Kamele,
Ein langer, stiller Zug mit reichen Waren!
Der Führer sann, wie er daheim erzähle,
Was Neues er geschaut und was erfahren. –

Von Thälern, denen Nichts zum Eden fehle,
Von Städten dort, wo jüngst noch Zelte waren,
Von Gärten und Palästen, wunderbaren,
Erzählt er, süß berauschend jede Seele.

Er würzt die Nacht in bilderreicher Rede
Mit Märchen, schönen Lippen abgelauscht,
Mit Sprüchen, in den Schulen eingetauscht.

Bereichert ging der Karawanen jede;
Doch weiter drang, als je Kamele kamen
Verherrlicht Harun des Gerechten Namen.



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Smyrna

I.


Schon längst sind hier verrauscht Homers Gesänge
Und dürftig fließt, nach ihm genannt, die Quelle.
O Meer, O Himmel, ewig schön und helle,
O daß hier noch Alt-Hellas’ Sprache klänge!

„Erst flieh’ der Frankenstraße laut Gedränge,
Dann zög’re an der Häuser kühler Schwelle;
Die Sonne sinkt, es buhlt mit ihr die Welle,
Zephyre schweben durch der Lauben Enge.

Das ist der Frauen süße Plauderstunde.
Ihr Blick, er kommt wie Amors Pfeil geflogen
Von schmaler Brauen ebenschwarzem Bogen.

Dich überkomt’s wie wundersame Kunde
Und hundertmal ist Helena zu schauen,
Denn Smyrna ist die Stadt der schönen Frauen.“

 

II. – Auf der Karawanenbrücke

So kehrten einst von Bagdad die Kamele,
Ein langer, stiller Zug mit reichen Waren!
Der Führer sann, welch blumig Wort er wähle
Für das, was Neues er geschaut, erfahren.

Von Thälern, denen Nichts zum Eden fehle,
Von Städten dort, wo jüngst noch Zelte waren,
Von des Khalifen Haus und Höflingsschaaren
Erzählt er, süß berauschend jede Seele.

Er würzt die Nacht in bilderreicher Rede
Mit Märchen, schönen Lippen abgelauscht,
Mit Sprüchen, in den Schulen eingetauscht.

Bereichert ging der Karawanen jede;
Doch weiter drang, als je Kamele kamen
Verherrlicht Harun des Gerechten Namen.


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