Sonett-Forum

Normale Version: Bann II
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Alfred Wolfenstein
1883-1945


Bann II

Wir können in so schwer uns auferlegten Tagen
Mit den gesenkten Augen nicht nach Sternen schauen,
Kaum wagen wir noch aufzuseufzen, und wir wagen
Gewiss kein Abenteuer mehr mit traurigen Frauen.

Wir staunen über all die Blumen in den Auen,
Dass sie in Donnern, die uns eisenhart zerschlagen,
So angenehm wie immer aufblühn, und wir trauen
Der Liebe nicht mehr zu, noch Schmuck zu tragen.

Doch alle schönen Dinge dürfen einmal fehlen:
Wir müssen dennoch Menschen sein und unsre Seelen
Nicht krumm gehn lassen, unter noch so schwerer Last –

Ja, wir bewältigen am Abend noch das Leben,
Obwohl der Tag oft tödlich war. Doch Angst erfasst
Am Morgen uns. Wir müssen dennoch uns erheben.


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