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Normale Version: Rainer Maria Rilke: C'est pour t'avoir vue...
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frei nach Rilke, aus dem französischen

Im Gegenüber dieser Häuserflucht,
- du lehntest sonnend auf der Fensterbank –
geschah es, daß ich meinen Abgrund trank
und meine ganze willenlose Sucht,

als du die Arme mir ins Dunkel breitest
ins Niemandsland der Möglichkeit versank.
Und keine Geste dir gedieh zum Dank,
die du so frei durch deine Zimmer schreitest.

Sag, Fernste, mir, warum ich nur gemieden
die so gewünschte, flüchtige Gebärde;
warum ich durch mein So-Sein abgeschieden

von jeder andern Seele dieser Erde.
Beschließt sich nur mein unstet fliehnder Frieden,
wenn ich zu Wind im leeren Flußbett werde?



Und auch diesem Gedicht ging eine Version von Peter Hauff voraus.



Und der Vollständigkeit halber, das Original noch dazu:


C'est pour t'avoir vue
penchée à la fenêtre ultime,
que j'ai compris, que j'ai bu
tout mon abîme.

En me montrant tes bras
tendus vers la nuit,
tu as fait que, depuis,
ce qui en moi te quitta,
me quitte, me fuit....

Ton geste, fut-il la preuve
d'un adieu si grand,
qu'il me changea en vent,
qu'il me versa dans le fleuve?