21.05.2023, 11:03
Emanuel Geibel
1815 – 1884
Einer jungen Freundin
Das Meer ist oben glatt und spiegeleben,
Doch bunte Gärten trägts auf seinem Grunde;
Goldwälder, Purpurstauden stehn im Sunde,
Darinnen Perlen statt des Taues beben.
Das ist ein heimlich Glühn, ein farbig Leben,
Doch selten wird dem Schiffenden die Kunde;
Ein Sonntagskind nur sieht in guter Stunde
Die Wipfel dämmernd aus der Tiefe streben.
So blüht auch dir ein Garten im Gemüte;
Allein die Welt, getäuscht von deinen Scherzen,
Ist blind für seine wundersame Blüte.
Der Dichter nur, vertraut mit Lust und Schmerzen,
Las was im Dunkel deines Auges glühte
Und ahnt die Zauberwelt in deinem Herzen.
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1815 – 1884
Einer jungen Freundin
Das Meer ist oben glatt und spiegeleben,
Doch bunte Gärten trägts auf seinem Grunde;
Goldwälder, Purpurstauden stehn im Sunde,
Darinnen Perlen statt des Taues beben.
Das ist ein heimlich Glühn, ein farbig Leben,
Doch selten wird dem Schiffenden die Kunde;
Ein Sonntagskind nur sieht in guter Stunde
Die Wipfel dämmernd aus der Tiefe streben.
So blüht auch dir ein Garten im Gemüte;
Allein die Welt, getäuscht von deinen Scherzen,
Ist blind für seine wundersame Blüte.
Der Dichter nur, vertraut mit Lust und Schmerzen,
Las was im Dunkel deines Auges glühte
Und ahnt die Zauberwelt in deinem Herzen.
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