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Normale Version: Immortellen aus Toledo: 090 + 091 Der Alcazar von Toledo
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Johannes Fastenrath
1839 – 1908


Immortellen aus Toledo


XC. + XCI. – Der Alcazar von Toledo


Es raget ein Koloß auf Bergeszinnen
Hoch in Toledo ob des Tajo Bette,
Den einst Alfons auf jungfräulicher Stätte
Zum Reichssymbol erhob mit stolzen Sinnen.

Durch zweier Heere mörd’risches Beginnen
Des Riesen Glieder wurden zum Skelette:
Die Arme streckt er aus, wer ihn errette,
Ein Fels von außen, öde Trümmer drinnen!

Er kann nicht leben und er kann nicht sterben,
Er hangt und banget, ob ihn wer zerstöre,
Ob ihn wer aufbau’ neu aus Schutt und Scherben!

„Dein Bildniß, Spanien, bin ich!“ also höre
Den Riesen stöhnen ich im Weh, dem herben,
Und mit ihm klagen span’scher Helden Chöre!


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Hier der Alcazar ob des Tajo Strande,
Carlos primero selber war’s in Stein:
Auf dieser Treppe Majestät allein
Fühlt er als König sich der span’schen Lande!

Der Portugiese haus’te hier, o Schande!
Der Fenster Flügel, ob an Schmuck sie fein,
Er schleuderte sie in die Gluth hinein,
Das Mahl zu kochen sich an solchem Brande!

Was ist aus Carlos’ stolzem Stein geworden?
Nur nackte Mauern höhnen die Devise
„Plus Ultra!: was geschont der Portugiese,

In Trümmer sank es durch Franzosenhorden!
Im Bund der Schmach der Spanier ist der Dritte,
Den nicht bekümmern der Zerstörung Tritte!



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