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Johannes Fastenrath           
1839 – 1908


Aus: „Immortellen aus Toledo“




Sonette an Toledo



Toledo, Stadt und Grab der Generationen,
Aus ist Dein Drama, das gewalt’ge, hehre:
Basiliken, Moscheen und altäre
Bedeckt die Lava wüster Revolutionen.

Von jedem Volke starren Dekorationen
Aus des Theaters melanchol’scher Leere,
Der Gothen Zeugen und der Maurenheere
Die glorreich hier einst dieser Fels sah thronen.

Leer steht der stuhl der Wambo’s und Alfonso’s,
Doch Du, einst Herz und Haupt der Metropole
Hesperien’s, klag’ nicht um verlor’nen Ruhm:

Es blieb Dir noch ein süßes Königthum:
Auf der entkrönten Stirn die Aureole
Noch der Eugenio’s und Ildefonso’s!




Und hast Du Deiner Krone Schmuck verloren
Und bist Du Deiner Größe nur ein Schemen,
Sie können eins doch nimmermehr Dir nehmen:
Den Felsenthron, auf welchem Du geboren!

Dies Zeichen, daß zur Kön’gin Du erkoren,
Prognostikon Dir einst von Diademen,
Der Hoheit Denkmal jetzt im tiefsten Grämen,
Das wahrst Du Stadt der Gothen und der Mohren!

Es huldigt Dir und Deinen Miradoren
Der Tajo, der so gern Dich ganz umschlänge,
Und Schmerz umdunkelt ihn vor Deinen Toren:

Des Tajo wellen murmeln Klaggesänge,
Doch was das Schicksal über Dich verhänge,
Dein Fels, Dein Strom, sie sind Dir unverloren!




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