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Normale Version: Moabiter Sonette: 41 - Rattenzug
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Rattenenzug


Ein Heer von braunen Ratten frisst im Land.
Sie nähern sich dem Strom in wildem Drängen.
Voraus ein Pfeifer, der mit irren Klängen
Zu wunderlichen Zuckungen sie band.

So liessen sie die Speicher voll Getreide —
Was zögern wollte, wurde mitgerissen,
Was widerstrebte, blindlings totgebissen —
So zogen sie zum Strom, der Flur zuleide...

Sie wittern in dem Brausen Blut und Fleisch,
Verlockender und wilder wird der Klang —
Sie stürzen schon hinab den Uferhang —

Ein schriller Pfiff – ein gellendes Gekreisch:
Der irre Laut ersäuft im Sturmgebraus.
Die Ratten treiben tot ins Meer hinaus.



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