Sonett-Forum

Normale Version: Eichendorff, Joseph: Frühlingsandacht
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Joseph Eichendorff              
1788 – 1857



Frühlingsandacht

In Lust und Scherzen drehn sich leichte Tage,
Von weißen Armen ruhet Lieb umwunden,
Der Sänger schweift allein in Waldesgrunde,
Nur Waldhorns-Klang will, was er sucht, ihm sagen.
 
Es bringt der Lenz so glänzend Spiel getragen,
Durchs farb’ge Land die Ströme hell gewunden,
All’ bunte Schifflein wieder losgebunden!
So zieh doch fröhlich mit! – Wer wollt noch zagen?
 
Doch daß im bunten, lichten Tanz des Maien
Der Einz’ge nur allein nicht länger weine,
Sieht er als Blume sich den Lenz erschließen;
 
Und aus dem duft’gen Kelch im Glorienscheine
Neigt sich die ew’ge Jungfrau, hebt den Treuen
An ihre Mutterbrust mit tausend Küssen.
 
 




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