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Normale Version: Eichendorff, Joseph: Die Mahnung
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Joseph Eichendorff              
1788 – 1857


Die Mahnung


O heil’ges Köln, dein Hirte ist gefangen,
Die halbe Welt steht jubelnd auf der Lauer,
Doch andre sinnen ernst in stummer Trauer,
Er mitten drin, von greisem Haar umhangen.
 
Da, als die Nacht und Trübsal näher drangen,
Ging durch die Seele ihm ein ahnend Schauer,
Ein recht Gebet hebt über Schloß und Mauer –
Still segnet er das Land, das ihn gefangen.
 
Und wie er segnet, klang’s vom hohen Dome,
Die Glocken fingen an von selbst zu schlagen,
Und weithin drang ihr Ruf vom deutschen Strome.
 
Die Nacht entfloh, der Morgen strahlte nieder,
Und betend sah man in des Frührots Tagen
Sich alle sammeln um den Herren wieder.
 
 



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