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Normale Version: Eichendorff, Joseph: An Fouqué (3)
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Joseph Eichendorff             
1788 – 1857


An Fouqué



I
 
Seh ich des Tages wirrendes Beginnen,
Die bunten Bilder fliehn und sich vereinen,
Möcht ich das schöne Schattenspiel beweinen,
Denn eitel ist, was jeder will gewinnen.
 
Doch wenn die Straßen leer, einsam die Zinnen
Im Morgenglanze wie Kometen scheinen,
Ein stiller Geist steht auf den dunklen Steinen,
Als wollt er sich auf alte Zeit besinnen:
 
Da nimmt die Seele rüstig sich zusammen,
An Gott gedenkend und an alles Hohe,
Was rings gedeihet auf der Erden Runde.
 
Und aus dem Herzen lang verhaltne Flammen,
Sie Brechen fröhlich in des Morgens Lohe
Da grüß ich, Sänger, dich aus Herzensgrunde!
 
 
 
II
 
Von Seen und Wäldern eine nächt’ge Runde
Sah ich, und Drachen ziehn mit glühnden Schweifen,
In Eicheswipfeln einen Horst von Greifen,
Das Nordlicht schräge leuchtend überm Grunde.
 
Durch Qualm dann klingend brach die Morgenstunde,
Da schweiften Ritter blank durch Nebelstreifen,
Durch Winde scharf, die auf der Heide pfeifen,
Ein Harfner sang, lobt’ Gott aus Herzensgrunde.
 
tiefatmend stand ich über diesen Klüften,
Des Lebens Mark rührt’ schauernd an das meine,
Wie ein geharn’schter Riese da erhoben.
 
Kein ird’scher Laut mehr reichte durch die Lüfte,
Mir war’s, als stände ich mit Gott alleine,
So einsam, weit und sternhell war’s da oben.
 
 
 
III
 
In Stein gehaun, zwei Löwen stehen draußen,
Bewachen ewig stumm die heil’ge Pforte.
Wer sich, die Brust voll Weltlust, naht dem Orte,
Den füllt ihr steinern Blicken bald mit Grausen.
 
Dir wächst dein Herz noch bei der Wälder Sausen,
Dich rühren noch die wilden Riesenworte,
Nur Gott vertraund, dem höchsten Schirm und Horte –
So magst du bei den alten Wundern hausen.
 
Ob auch die andern deines Lieds nicht achten,
Der Heldenlust und zarten Liebesblüte,
Gedanken treulos wechselnd mit der Mode:
 
So felsenfester sei dein großen Trachten,
Hau klingend Luft dir, ritterlich Gemüte!
Wir wollen bei dir bleiben bis zum Tode.
 
 
 
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