Sonett-Forum

Normale Version: Die reine Liebe
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Johann Melchor                       
von Diepenbrock      
1798 - 1853



Die reine Liebe
Nach dem heil. Franz Xaver.


Nicht fühl’ ich dich zu lieben mich gezogen,
O Gott, durch die verheiß’nen Himmelsfreuden;
Noch hat, was dich beleidiget, zu meiden,
Die Furcht der Höllenqualen mich bewogen.
 
Du selber bist’s, der mir mein Herz entzogen,
Blutbräut’gam! seh’ am Kreuze ich dich leiden,
Seh’ dich verhöhnt in Angst und Not verscheiden,
Vergießend all dein Blut in reichen Wogen.
 
An solcher Lieb’ ich meine Lieb’ entzünde;
und wär’ der Himmel nicht, icht müßte lieben:
Und wär’ die Hölle nicht, ich flöh’ die Sünde.
 
Säh’ Höll’ und Himmel ich in nichts zerstieben,
Daß Lohn nicht mehr, nicht Strafe mehr bestünde,
Die Lieb’ um Liebe wär’ mir dennoch blieben!




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