Sonett-Forum

Normale Version: Allein mein Fragen...
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Allein mein Fragen…


Sag Sonne, sag es, sag es mir, komm sag, versag
dich nicht, ich frage dich, verdüster nicht, längst bricht,
es bricht, es bricht das Licht, mir Schicht, es spricht Verzicht,
die Sicht, entzieh dich nicht, das Licht, versprich, längst frag

ich mich, ja hörst du mich? Hör, Mond, ich frag, entschlag
dich nicht, ich frag jetzt dich, ja dich, verdunkle nicht! –
Verschatte ich? Entblöße mich! Enthülle Schicht
für Schicht, befrei mein Licht, das Licht, vielleicht ertrag

ich’s früher, trag ich’s, sag ich’s, sag und frag ich’s, Licht,
verfrag mich, früher als ich gestern fragte, klag
nicht, schlag nicht, trag, vertrage, frage, trage mich

ins Licht hinein, der Mond, die Sonne, es verspricht
allein die Frage, Fragen Antwort, frage, sag
und trage – bringt das Dunkel die ersehnte Sicht?


© Friedrich
Hallo Friedrich,

Das ist ja mal überraschend anderes von Dir!

Die Stakkatohaft kurzen Satzteile unterstreichen gut das Drängende des Fragestellers!
Die Wiederholungen sollen wohl dem gleichen Zweck dienen; hier hast du aber für meinen Geschmack übertrieben, vor allem in den Zeilen 1 & 3.
Inhaltlich kann ich dir an manchen stellen nicht folgen, vermutlich weil ich die Satzstruktur dort nicht durchschaue:

Z3: Worauf bezieht sich "mir Schicht"?
Z14: trage? Ist es ein ertragen oder ein antragen? und wer soll hier tragen? Der mond? Die Sonne? oder die Frage?

Aber ein interessantes Experiment!

Liebe Grüße
ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

ich habe ja bis jetzt einen großen Bogen um das Thema "Erblinden" geschlagen, weil es als selbst Betroffener immer eine Gratwanderung bleibt, sich dem Thema zu nähern. Es besteht zum einen die Gefahr in Sentimentalitäten abzugleiten, zum anderen gerät man zu leicht ins Fahrwasser des Beschönigens. Auf alle Fälle ist eine Zerreißprobe, bei der im zunehmenden Maße zwei "Zeitwelten" auseinanderdriften.
Ursprunglich wollte ich noch mehr Wiederholungen setzen, da die sich breit machende innere wie äußere Monotonie der Reaktionksmuster im eigenen wie im gesellschaftlichen Kontext sich in meinem Text im Verhältnis zur tatsächlichen Realität nur schwach widerspiegeln.
ad Z3 "nir Schicht" :
hier habe ich den Satzbau aufgerissen, der Satzteil gehört zu Ende Z2:
"es bricht"..."mir Schicht" im Sinne ich werde aufgerissen, verletzlich, das dann im 2. Quartett als Antithese schon relativiert wird, da bereits ein Erkenntnisschritt erfolgt ist (in der Milde des Mondlichts).
ad Z14 "trage":
"trage" ist in folgendem Kontext zu sehen:
"..., (ich) frage, sag
und trage"
Es ist der Dreischritt der Erkenntnis: Dem Unbekannten, manchmal Bedrohlichen gegenüberstenen, begegnen (es als soches wahrnehmen) - die Frage, es Ergründen (sich seiner in seinen vielfältigen Dimensionen bewusst werden, über es etwas [aus]sagen können) - es benenennen und in sein Welt-, Lebensbild integrieren (trage)

LG Friedrich
Hallo Friedrich,

ein interessantes Gedicht. Du spielst hier scharf mit vielen schnellen Gleichklängen,
was mir gut gefällt, aber als Stilmittel mir dann zu überreizt wurde und die gute Wirkung zerstört. Das ist wie wenn jemand eine Alliteration über "Ewigkeite" ausreizt. Irgendwann verliert es sein natürliches Auftreten und wirkt nur gekünstelt, gewollt. Weniger ist mehr.
Doch verstehe ich diesen Rausch des fließenden Wortflusses, wenn sich die Gleichklänge wie automatisch aus dem Nichts aufs Papier saugen und ziehen. Da ists schwer dem Sog zu widerstehen und ihm Einhalt zu gebieten.

Hier würde ich persönlich noch etwas Energie anwenden und Umbauten vornehmen.
Es juckt mir in den Fingern selber daran zu basteln.

Liebe Grüße, Terrapin.