Sonett-Forum

Normale Version: Mein schönster Pflegefall
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(aus den Memoiren eines Altenpflegers)


So sanft war er, der nie gefordert hat –
er hatte viel gelesen: Eichendorff,
Vergil und Mörike, selbst Palmström, Korf...
Am Ende war er trocken wie ein Blatt

in seinen alten, so geliebten Folianten:
er starb wie eine Flamme ohne Nahrung.
Ich sah nur wenige, die noch so brannten
wie er und dank’ ihm sehr für die Erfahrung.

Die hier noch leben, jammern – nur er funkt
wie stets dazwischen und mit Konsequenz,
trotz deutlich fortgeschrittener Demenz,

vom holden Schwan, der heilig-nüchtern tunkt
sein Haupt ins Wasser, lässt sich nicht beirren,
auch wenn längst Winter ist, die Fahnen klirren.