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Normale Version: D. G. Rossetti: Pandora
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D. G. Rossetti

Pandora


WHAT of the end, Pandora? Was it thine,
The deed that set these fiery pinions free?
Ah! wherefore did the Olympian consistory
In its own likeness make thee half divine?

Was it that Juno's brow might stand a sign
For ever? and the mien of Pallas be
A deadly thing? and that all men might see
In Venus' eyes the gaze of Proserpine?

What of the end? These beat their wings at will,
The ill-born things, the good things turned to ill,—
Powers of the impassioned hours prohibited.

Aye, clench the casket now! Whither they go
Thou mayst not dare to think: nor canst thou know
If Hope still pent there be alive or dead.




Pandora
Ü: ZaunköniG

Wo führt das hin, Pandora? War es deine Tat,
Daß sich die Feuerschwingen frei entfalten?
Oh, wofür wollte der Olympier Rat
Dich als ein Abbild seiner selbst gestalten?

Daß nun für immer Juno’s Blick ein Zeichen,
Und daß er tödlich wirkt wie Pallas’ Miene?
Daß Venus’ Blick mag heut den Menschen gleichen
Den Unschuldsaugen einer Proserpine?

Wo führt das hin? Die Flügel ausgestreckt,
Hat Krankes das Gesunde angesteckt,
Denn zuviel Leidenschaft lag im Verbot.

Nun halt dein Kästchen fest! Du magst nicht fragen
Wohin sie flogen, noch zu denken wagen
Ob Hoffnung drin lebendig oder tot.
Was nun, Pandora? Hast es du vollbracht
die fliegenden Fanale freizusetzen?
Warum hat halb nach göttlichen Gesetzen,
halb menschlich dich der Götter Rat gemacht?

Dass Junos Werte stehn durch alle Nacht?
Soll Pallas Anblick nun den Tod versetzen?
der Mensch in Venus Augen sich verletzen
am Blick Persephones in Trauertracht?

Was nun? Nun sind sie frei, ganz ohne Meister,
die Missgeburten, die verführten Geister,--
die Kraft der Flammenstunden bleibt verwehrt.

Ja, schließ die Truhe. Jetzt!. Wag nicht zu sinnen
wohin sie ziehen: Ahnst auch nicht ob drinnen,
die Hoffnung starb, ob sie noch immer währt.



Was nun? Sie spreiten Schwingen, wie sie wollen,
die Missgeburten, die verführten Guten,--
Mächte, die Leidenschaft nicht dienen sollen.

Nun schließ die Truhe, wag nicht zu vermuten
wohin sie gehen, kannst nicht Würfelrollen,
ob drin noch Hoffnung glimmt, ob tot ihr Gluten.
Hallo Zaunkönig,

bei diesem Text hatte ich einige Verständnisprobleme, insbesondere Zeilen 8 und 11.

Darum lass ich mal mein "das finde ich soundso" bei deinem Text außen vor. Ich stell das mal so zum Vergleich ein.

Gruß

Sneaky
Hallo Sneaky,

es schadet gar nichts, mir den Text nochmal anzusehen:

In Zeile neun, denke ich, formuliere ich es nochmal anders:

"erloschnen Augen einer Proserpine."

Proserpine oder Persephone oder Kore, Tochter der Demeter wurde von Pluto in die Unterwelt entführt. das "gaze" würde ich demnach als "(todes-)starren Blick deuten.


In der 11. Zeile geht es um die Neugier der Pandora. Das Verbot wäscht das Gewissen der Götter rein, facht ihre Neugier aber erst an. Es ist eine Versuchung, wie der Apfel im Paradiesgarten.

Ich denke, an die Zeile 11 mußt du nochmal ran, ohnehin läuft sie rythmisch nicht rund.

Das Würfelrollen scheint mir ein gesuchter Reim zu sein. Von Würfeln oder Raten ist nicht die Rede.
Sie kann es nicht (a priori) wissen noch durch denken erschließen, ob noch Hoffnung besteht.

Eigentlich ein Paradox, denn solange man nicht wissen kann, besteht auch noch Hoffnung. Es ist ein bischen wie mit Schrödingers Katze, aber das war ein anderer Mythos...

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,

erloschene Augen würde dem Mythos nicht ganz gerecht? Immerhin ist sie nicht auf immer in die Unterwelt verdammt, da Demeter in Streik getreten ist. Von daher mehr in Richtung "trauernde Augen?" Es kommt wohl darauf an, welches "wann" Rossetti im Auge hatte, als er diesen speziellen "gaze" wählte. Nach der Entführung, aber vor der Rettung s.o.?

Deine Deutung "gaze" würde ich ohne das Wissen um die halbe Rettung Persephones ohne weiteres als "Todesstarren" akzeptieren.

Bei Zeile 11 bin ich auch nach deiner Erklärung hin und hergerissen. Deine Lesart stimmt mit der Legende überein. Die Neugier oder wie auch immer man die Gemütslage bezeichnen will, war ja stärker.

Ich sehe Powers aber synonym für Mächte / Kräfte, die in den beiden Zeilen vorher angesprochen wurden. Mit diesen Kräften darf man nur kaltblütig paktieren / in Verbindung treten, so hab ich das verstanden.

Ist aber das Verbot der Götter gemeint ist, dann ist das doch nicht nur in unruhigen Lebenslagen verboten?

Das Würfelrollen ist wie du gesagt hast Quatsch. Es geht um Wissen oder Nichtwissen, nicht Raten. Zumindest an die Terzinen werde ich mich nochmal machen, aber da weiß ich noch immer nicht, was ich mit den Powers mache.

Deine Lesart will ich dabei gar nicht von der Hand weisen. Sie leuchtet mir schon auch ein, aber da geistert noch ein Restzweifel, den möcht ich loshaben.

Gruß

Sneaky
Powers: Für mich ist das die Kraft/Macht der Versuchung, keine irgendwie personifizierte Macht. Zum Verbot der Gotter: Natürlich gilt das auch in ruhigen Lebenslage, denn durch die Überschreitung verlierst du die Ruhe. Pandora verlor sie allerdings bereits durch das ausgesprochene Verbot, wurde sie doch so neugierig erschaffen um den Menschen das Verderben zu bringen. Das Verhängnis war ihr als Schicksal so aufgegeben.

Wenn du das Puzzle auch anders zusammen bekommst, nur zu, ich bin gespannt.

ZaunköniG
Ich hab mal die Terzinen überarbeitet. Ich habe lange auf der Zeile 11 rumgekaut. Ich denke nicht, dass die das Verbot anspricht, das die Götter Pandora mitgegeben haben.

Nach der Legende war die Welt ein Paradies, die Menschen lebten ohne Sorge oder Leid. Die Kraft/Kräfte dieser Stunden gibt es nicht mehr, sie sind nun verboten. Ich denke, dass das mit dieser kryptischen Zeile gemeint ist.

Was nun? Nun sind frei, ganz ohne Meister,
die Missgeburten, die verführten Geister,--
die Kraft der Flammenstunden bleibt verwehrt.

Ja, schließ die Truhe. Jetzt!. Wag nicht zu sinnen
wohin sie ziehen: Ahnst auch nicht ob drinnen,
die Hoffnung starb, ob sie noch immer währt.