Sonett-Forum

Normale Version: Pius IX
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Weihe

Wenn deutschen Sängern es von je war eigen,
Den Helden sich zu weih’n mit ihrem Lied,
So darf ich singen auch von meinem Eid;
Denn Pius ist ein Held ja ohnegleichen;

Der Harfen beste wird es kaum erreichen,
Wenn sie den schönen Lorbeerhain durchzieht,
Daß ihre Saite Seiner würdig glüht,
Die Liebe jedoch singt und kann nicht schweigen;

Sie hat von Ihm zu singen mich gezwungen;
Doch ist’s nur traulich, wehmuth-süßes Flüstern,
Wie ein Gespräch vom Vater mit Geschwistern;

Und ist der Lieder Kranz auch nicht gelungen,
So hat ihn doch der Liebe Hand geweiht;
Nur sie allein ist’s, die ihm Werth verleiht.
Das Kind
13. Mai 1792

Beim Sturm von siebzehnhundert neunzig zwei
Hat, unberührt von der Gewitterschwüle,
Dort in Italien der Wonnemai
Entknospet eine Blume ganz in Stille;

Der Sonne heil’ger Strahl zog da vorbei
An Sinigaglia und goß in Fülle
Dort auf ein Röslein seine Himmelsweih’,
Liebkosend es in zauberischem Spiele;

Dies Röslein war ein Kind am Mutterherzen,
Holdlächelnd bei dem Schein der Himmelskerzen,
Und hieß Johann Maria von Mastei;

Man frug: „Was wird aus diesem Kinde werden“?
Doch ahnte keine Seele wohl auf Erden,
Daß dies ein Papst im Plane Gottes sei.
Der Täufling
13. Mai 1792

Wohl freute sich das Kindlein seines Lebens,
Doch hatte es der Unschuld Kleid noch nicht,
Und so war denn vor Gottes Angesicht
Sein Dasein auch, ob Evas Schuld, vergebens;

Da nimmt als eine Perle ihres Strebens
Es eine zweite Mutter noch in Pflicht;
Sie läßt es weih’n in Siloe und flicht
Die heil’gen Fäden seines Seins und Webens;

Vom Himmel aber floß der Gnade Segen,
Zu schirmen es auf allen Lebenswegen,
Damit ein Engel es auf Erden bliebe;

Denn jenem Sonnenreich der blauen Ferne
Entfielen für das Kind drei goldne Sterne:
Der Glaube war’s, die Hoffnung und die Liebe.
Der Namensträger
13. Mai. 1792

Wie Blumenflor und Ährengold im Samen
Und in der Eichel ruht die Kraft der Eichen,
So trug auch Pius seinen Blätterreichen
Lorbeer prophetisch schon in seinen Namen;

„Johannes“ klang’s, als sie zur Taufe kamen,
Und Liebe blieb auch sein Charakterzeichen;
„Maria“ drauf, der Name ohnegleichen,
Und die Gebenedeite gab ihr Amen;

Die Beiden, die sich nicht vom Kreuze trennten,
Beschirmen ihn mit vollen Segenshänden,
Seit man ihn Kreuz vom kreuz und Pius nannte;

Und dieser Name ist die Veilchenblüthe
Der dornenreichen Zeit, die Gottes Lande
Durchwürzt mit Vaterlieb’ und Engelsgüte.
Das Marienkind

Daß sich ihr Herz, das wonnenüberfüllte,
Mit seinem süßen Borne sanft erschließe,
Naht Masteis Mutter dem Barienbilde
Und haucht dort knieend Muttergottesgrüße:

„O Jungfrau-Mutter, milde, gute, süße,
Du Königin der himmlischen Gefilde,
O schau herab doch auf mein Kindlein milde,
Daß ihm der Gnade Thau in Fülle fließe“!

„O nimm, da meine Hände sündig sind,
„Du, Reinste, dich des lieben Engels an
Und sei ihm Mutter auf der Lebensbahn“!

Da sieh! am Bilde flammt’s wie Sonnenstrahlen,
Die segnend auf das Kindlein niederwallen;
Es war die Weihe zum Marienkind.
Die Mutter und das Kind

Wenn eine Mutter, sorgsam, fromm und mild,
Zur Kirche mit dem Kinde beten geht,
Ist immer sie ein schönes Ebenbild
Von jener Pilgerin aus Nazareth;

Auch Masteis Mutter hat es tief gefühlt,
Woher dem Kind der geist des Segens weht,
Wo ihm der frische Born des Glückes quillt,
Drum lehrte sie dem Ihren das Gebet;

Der Knabe faltete die frommen Hände
Und betete die süßen Laute nach,
Bis er sie faßte und dann selber sprach;

Gott segnet stets den Müttern diese Spende;
Aus dieser Mutter heiligen Gesprächen
Mit ihrem Kind erfloß der Piussegen.
Der Lehrer und das Kind

Wenn an des Lehrers süß beredtem Munde
Zum ersten Mal erwachend hängt das Kind,
Ist’s nicht, als ob aus lichtem Goldgewind
Ihm dämmerte Auroras erste Stunde?

So zieht zu Mastei hin die erste Kunde;
Von jenen Dingen, die der Weltbau sind,
Durch einen Lehrer, und das Licht beginnt
Zu klären ihm die nachtverhüllte Runde;

Glückselig’ Spiel! – Der Schüler voll Entzücken,
Der Kenntnis erste Blüthen abzupflücken
Und sinnend sie zum Kranze zu verbinden,

Indeß der Palmenengel still gewunken
Dem Lehrer, mit des Wissens ersten Funken
Den Stern für das Jahrhundert anzuzünden!
Der Vater und der Sohn

Graf Masteis Beispiel zog in reinem Glanze
An seines Sohnes Jugendzeit dahin,
So daß des Vaters Segen ihm erschien
Wie Sonnenstrahl der Still ergrünten Pflanze;

Nicht nur, daß ihm vom Vatergut zum Kranze
Schon fiel die Adelsblume beim Beginn
Und Vaterlandes Lieb’ und Biedersinn;
Dies schöne Erbgut war noch nicht das Ganze;

Vier Körnlein säte noch die Vaterhand
Als Himmelsfrucht dem Sohne tief ins Herz,
Die bald goldstrahlend sprossten himmelwärts;

Im Gärtlein sprangen: Klugheit, Mäßigkeit,
Gerechtigkeit und Starkmuth, allbekannt
Als Kardinäle Seiner Heiligkeit.
Der Erstcommunicant

Der junge Sprosse aus Graf Masteis Stamme
Pflückt schon im zehnten Frühling seines Lebens
Die Lilien und Röslein seines Strebens
Im ersten Bunde mit dem Gotteslamme;

Es war wohl eines Seraphs heil’ge Flamme,
Noch unerforscht im Brennpunkt ihres Webens
Und unerreicht im Höhpunkt ihres Schwebens,
In der die Liebe zu ihm kam als Amme;

Und wie das Kind sie pflog in ihren Armen,
Ließ sie den Jüngling, Mann und Greis erwarmen
Im Sonnenstrahle der Communion;

Die Sonne, die Maiblumen ihm gegeben,
Kocht nun im Herbst die Trauben seiner Reben,
Sein Herz gestaltend sich zum Segensthron.
Der Firmling

Hat Gottes Geist einmal ein Herz erlesen,
Wer mag die Wunderkammern dann durchsuchen
Und allen Segen, den der Welt sie trugen,
Mit einem Zeitenmaße wohl durchmessen?

Wie die Apostel seine Kraft besessen
Und doch begeistert Christi Banner trugen
Und Schlachten mit dem Schwert des Geistes schlugen,
So ist’s bisher bei Pius auch gewesen;

Derselbe Geist ist’s mit dem Siebenstrahle,
Der die Apostel, der den Pius firmte,
Der ihn wie den Apostelfürsten schirmte,

Der Himmelskraft ihm gab aus seiner Schale,
Daß, wenn sie ihm das Schwert des Petrus brächten,
Er glücklich führe es in den Gefechten.
Der studirende Jüngling
1802 – 1809

Die Trennung naht, und Masteis Diener rüsten;
Der Musensohn zieht aus in jenen Schacht,
Den zu Volterra lange hielt in Pacht
Die fromme Brüderschaar der Piaristen;
Hier, nahe den tyrrhen’schen Meeresküsten,
Ward er durchstrahlt von jener Zauberpracht,
Die stets noch Wissenschaft dem Geist gebracht,
Im raschen Laufe von sechs Jahresfristen;

Da brach er Gemmen aus den alten Sprachen
Nebst Edelgold aus der Philosophie
Und Perlenschmuck vom Kranz der Poesie;

Doch war’s nur Knappenarbeit in den Tagen
Der ersten Lehrzeit für den großen Meister,
Der nun auf Sion lenkt den Gang der Geister.
Der Preisträger

Als Musensohn stritt sich mit den Studenten
Graf Mastei tapfer um Minervas Preis,
Und sie ließ in des treuen Ritters Händen
Schon damals blüh’n des Wissens Ehrenreis;

Doch seit er schwur, sich ewig zu verpfänden
Dem Dienst der Gottesbraut mit Blut und Schweiß,
Ging das Turnier des Ritters schlachtenheiß,
Und so stieg Zahl und Werth der Siegesspenden;

nun sammelt ein er seinen Schatz voll Narben,
Er bindet auf dem Arbeitsfeld die Garben,
Und pflückt sich Röslein ab auf Gottes Alme;

So füllet sich der reiche Lorbeerkranz,
Mit dem er wirbt um jene Himmelspalme,
Die ewig blüht in Edens Sonnenglanz.
Der Tonsurist
1809

Das Unscheinbarste in der Jugendzeit
Läßt oft die Würfel für die Zukunft fallen
Und bahnt den Pfad, auf dem wir später wallen;
Beim Neunten Pius that dies Kränklichkeit;

Ihn einzuführen in die Ruhmeshallen
Hielt Mars des Vaterlandes Schwert bereit,
Doch da ihn Krankheit immer noch befallen,
Verwehrte man ihm Schwert und Fahneneid.

Da ließ er sich denn zu der Fahne werben,
Die hoch vom Thurm des neuen Sion grüßt,
Und schwur für sie zu leben und zu sterben;

Die Kraft des Geistes dem Altar zu weihen,
Trat hoffnungsmuthig er nun in die Reihen
Der niedern Kleriker als Tonsurist.
Der Theolog

Ein Frühling war’s, wie Lenz vom Paradies:
Da lag die Segensau der Schrift smaragden
Mit jedem Flor, den uns die Väter brachten,
Rings um den Baum, an den uns Christus wies;

Und durch die heil’ge Stille rauschte süß
Der Rede Strom im Sprudel aus den Schachten,
Die Gott im Fels des Glaubens öffnen ließ
Für jene Geister, die nach Wahrheit schmachten;

Hier hat sich lang ergangen Mastei sinnend,
Den hohen Steig des Lehramts still beginnend,
Auf dessen Gipfel ihn Gott setzen wollte,

Und eingesammelt mit gekröntem Fleiß
Für seinen Geist den Kranz von Edelweiß,
Mit dem er Gottes Braut einst schmücken sollte.
Der Pilger
1817

Was ist’s, daß bei des Mondes stillem Glanze
Graf Mastei, in dem Herzen schwer bekümmert,
Das fromme Aug’ von herbem Schmerz umflimmert,
Als Pilger zieht mit seinem Rosenkranze?

Schon war ergrünet ihm die Sionspflanze
Und hatte schön geknospet und geschimmert,
Da kam die alte Krankheit, und das ganze,
Kaum aufgeblühte Glück war nun zertrümmert;

Nur zu Loretto winkte noch ein Stern;
Dort hat er Licht in seiner Nacht gefunden
Im milden Aug’ der Mutter unsers Herrn;

Dort hat auf ewig er sich ihr verbunden,
Und sie, gewährend seine Bitte gern,
Ließ ihn von seinem schweren Leid gesunden.
Der Kleriker
1817 – 1819

Zwei Jahre trug Mastei nun den Talar
Und übte in den Canditatenreihen
Die kleinsten Dienste der vier niedren Weihen
Als Ministrant beim Opfer am Altar;

Und wie der Minorist nach außen war,
So strebte er nach Innen sich zu weihen,
Sein reines Herz erprangte wie ein Maien
im Kranze der Subdiakonenschaar;

Die Gottesbraut hat da in hehrer Stunde
Den Gürtel ihm geschlungen fest zum Bunde
Und ihn in Pflicht genommen auf Brevier;

Als dann im Dienst er höher stieg zu ihr,
Gab sie ihm Evangelium und Stole
Als seiner großen Zukunft Aureole.
Der Priester
10. April 1819

Der Geist der immer weht, wo er nur will,
Trug auch den Mastei erst auf schmalen Stegen
Und dann auf lenzbehang’nen Rosenwegen
Hinauf an’s hohe, gottgewollte Ziel;

In einer Hauskapelle, friedsam-still,
Gab ihm der Siebenstrahl den größten Segen,
Ließ ihm vom Bischof auf die Hände legen,
Und beten, daß die Priestergabe fiel,

Fortan das Bundesopfer darzubringen,
Die heil’gen Sakramente zu verwalten,
Und lehrend Himmelskräfte zu entfalten;

So zog er segnend aus mit seinen Schätzen,
Bis wieder rauschten jenes Geistes Schwingen,
Ihm Mitra und Tiara aufzusetzen.
Der Primiziant
11. April 1819

Das Harfenspiel aus Edens Wundergärten,
Den Rosenflor, von Salem ausgesandt,
Den Kranz der höchsten Ehre wohl auf Erden
Trug Mastei glücklich als Primiziant,

Wo in des sehnens Flammen, den verklärten,
Er freudebebend am Altare stand,
Das Gotteslamm in der geweihten Hand,
Sein Opferpriester täglich nun zu werden;

Zu Giovanni war’s in der Kapelle,
Wo er zum ersten Mal die Wandlung sprach
Und Segen schöpfte aus der Opferquelle;

Dies Fest, friedstill, in Mitte seiner Waisen,
Das schöne Maifest in den Priesterkreisen,
War auch der Gottesflur ein Frühlingstag.
Der Waisenvater
1819 – 1823

Seit Mastei jenes schöne Wort vernommen,
Das einst der Heiland zu den Jüngern sprach:
„O lasset doch die Kleinen zu mir kommen“!
War auch der Kinder Glück sein liebster Haag;

Tagtäglich hat er drum mit Lust erklommen
Den Aventin, wo Giovanni lag;
Und was er that dem Waisenhaus zum Frommen,
Das ward Bedürfnis ihm und Liebesplag;

Nach Giovanni ist er selbst geworden
Dann Waisenvater und sein ganzes Leben
Gedachte er den Kleinen hinzugeben;

Doch die Schutzengel hörten an den Pforten
Des Himmels, als sie Lohn für ihn begehrten,
Er werde einst „der heil’ge Vater“ werden.
Der Legationsrath
1823 - 1825

Es fuhr auf eines Schiffes schwankem Kiele
Mit der Gesandschaft aus dem Vatikan
Der Priester Mastei durch den Ocean
In’s ferne Südamerika, nach Chile;

Das war kein Schaukeln wie auf sanftem Pfühle;
Denn wilder Sturm umbrauste jenen Kahn,
Und auch des neuen Landes rauhe Bahn
Trug marternd ein ihm manche Schwiele;

Hier nun half auf dem gold’nen Friedensfaden
Im feingestrickten Netz der Diplomaten

Und lernte so die viel verschlung’nen Pfade
Im großen Völkerlabyrinthe lichten
Und sich dabei nur nach dem Kreuze richten.
Der Domherr
1825

Die Mission in Chile war zu Ende,
Und die Gesandschaft stand im Quirinal
Gewärtig, wie man weiter nun verwende
Jedweden nach des Papstes Spruch und Wahl;

Für Masteis fleißbekränzte Priesterhände,
Die geizten mit des Tages Stundenzahl.
Lag eines Weinbergs mühsalreiche Spende
Zunächst nun vor in einem Hospital;

Doch zog er hin mit einem Domherrntitel
Und theilte mit den Armen auch die Mittel,
Die ihm erflossen vom Kanonikat;

Den Schmuck der wohlverdienten Domherrnwürde
Trug er, wie ihn das Dornbusch-Veilchen hat,
Bescheiden unter seiner Arbeitsbürde.
Der Hospiz-Direktor
1826 – 21. Mai 1827

Das Haus zu San Michele war der Preis,
Den er errungen durch die Mission,
Dort, wo das Kind, der Jüngling und der Greis
Sich fand in dem Asyl der Pension;

Hier war’s, wo sein Talent, sein Opferfleiß
Sich wiegte wie auf einem Herrscherthron,
Wo in sein Herz, von Nächstenliebe heiß,
Des Himmels Segen fiel als Gottes Lohn;

Da war er König einer Welt im Kleinen,
Ein Vater, der vor Freude durfte weinen,
Wenn glücklich er umarmt die lieben Seinen;

War’s nicht ein Tröpflein schon vom großen Meere,
Auf dem er nun durch klippenreiche Fähre
Sein Weltschiff muthig lenkt, das völkerschwere?
Der Erzbischof von Spoleto
3. Juni 1827 – Dez. 1832

Nicht lang – so stieg Mastei in Amt und Würden;
Es war des Hohenpriestertumes Weihe,
Wo ihn der heilge Geist gesalbt auf’s Neue,
Zu tragen eines Bischofs schwere Bürden;

Spoleto war die Trift des Oberhirten,
Wo seine Heerde er geführt in Treue,
Wo Chrysam er kredenzt der Kinderreihe
Und ausgestreut des Priestertumes Myrten;

Wo er einherzog mit der Silberschale,
Die jene goldnen Himmelsäpfel trägt,
Wornach die Seele, wenn sie hungert, frägt;

Durch Gottes Auen, grünend dort im Thale,
Hat friedlich er geführt die Seelenschaar,
Weil damals schon sein Stab die Liebe war.
Der Bischof von Imola
Dez 1832 – 16. Juni 1846

Durch Imola tobt Revolution;
Den blut’gen Streit an seinem Herd zu schlichten,
Und jenes Volk zu halten in den Pflichten,
Kam dorthin Mastei auf den Bischofsthron;

Der Papst war nicht getäuscht in seinem Sohn;
Denn er verstand, das Wirrsal klug zu lichten,
Und, in Geduld ertragend Spott und Hohn,
Den Haß mit seiner Liebe zu vernichten.

Und Freund und Feind sah er beim Kreuz sich einen,
Die Armen glücklich lächeln, statt zu weinen,
Und lang erloschne Kerzen wieder scheinen;

So schlug vom dunklen Reiche der Geschicke
Er selbst zum Sonnenlicht die gold’ne Brücke,
Auf der er mählich schritt zum höchsten Glücke.
Der Cardinal
14. Dez. 1840

Schon war erreicht der Jahre Siebenzahl,
Und friedlich floß die aufgeregte Fluth,
Da setzt ein gottgewollter Freudenstrahl
Das Auge Imolas in Glanz und Glut.

Es war, als in den Vatikan zur Wahl
Der Papst zu sich die Cardinäle lud;
Mastei, erkoren dort zum Cardinal,
Trug seit der Zeit den Purpur und den Hut;

Auch Masteis Name sollte nun nicht fehlen,
Wenn im Conclave sie die Stimmen zählen,
Der Gottesbraut den Führer auszuwählen;

War’s nicht, als ob bei diesem Kranz der Ehre
Vorsorglich jene Hand, die seine Fähre
Bisher geleitet, wieder sichtbar wäre?
Der Jubilar
10. April 1844

Auf Masteis Weinberg schien die Sonne klar,
Goldschimmernd reiften dort die Himmelstrauben,
Und Glück und Friede blühte aus den Lauben,
Als nahte sich sein erstes Jubeljahr;

Und wieder ging, zu opfern am Atar,
Wie einst der Priester Mastei, fest im Glauben,
Geschmückt im Herzen mit dem Kleid der Tauben,
Ein Hohepriester nun, ein Jubilar;

Dort lag der schöne Kranz von Myrthenreis,
Den grünend er vor fünfundzwanzig Jahren
Einst hinterlegt, und blühte – silberweiß;

Dank, Preis und Jubel stieg zu Gott empor,
Und triumphierend kränzten Engelschaaren
Den fünfundzwanzigjähr’gen Blumenflor.
Der Papst
16. Juni 1846

Der Hauch des Weltgebetes zieht in Stille
Zum Quirinal; der Kirche Fürsten tagen,
Umflossen von des ew’gen Lichtes Fülle,
Zur Wahl des Steuermann’s für Petri Nachen;

Die Christen allwärts auf dem Erdkreis fragen,
Ob das Conclave sich wohl bald enthülle
Zum Spruch, auf wen vereinet sich sein Wille,
Um dann den Namen hoch und hehr zu tragen;

Da tönt’s: „Wir haben einen Papst“ von Oben,
Mastei-Feretti ist’s, nun Pio nono!
Und Jubel braust heran, den Papst zu loben;

Und wie die Welle weiter schlägt im Meere,
So rauschet noch, als wenn es heute wäre,
Der Jubelbruß: „Evviva Pio nono!“
Der Papstsegen
17. Juni 1846

Zum Petersplatze wallt auf allen Wegen
Ruhlos der frohbewegte Menschenstrom
Und harret dort gleich stiller See am Dom,
Das Herz nur pulset laut in hohen Schlägen;

Und wie die Römer ziehen zum Willkomm,
So rauscht allwärts ein frühlingsreiches Regen
Der Glaubensflur; der Erdkreis schaut nach Rom;
Der neue Papst gibt dort den ersten Segen;

In Majestät, vom Volk umkränzet dicht,
Steht Pius auf der Loggia und spricht,
Die Arme hoch, hinaus den Peterssegen;

Maiwonnig, wie einst die Eliaswolke,
Zieht träufelnd er hinaus zum Christenvolke,
Zu perlen an den Herzen allerwegen.
Die Krönung
21. Juni 1846

Trag’ glorreich denn, o Pius, Du die Krone,
Dreifach gekränzt aus Gold und Edelsteinen,
Die Völker Gottes allwärts zu vereinen,
Daß unter ihr ein jedes glücklich wohne!

Als ein Symbol vom ewigen Dreieinen
Ist sie gefallen wohl vom Himmelsthrone,
Dem Herrn zu sammeln aus der fernsten Zone
Zur süßen Heimat die verirrten Seinen;

Die alten Diademe der Propheten,
Der Könige und Priester schmücken hier
Das Kreuz im Dreikranz, und so ruht’s auf Dir;

Der Gott, der einst gestaltet so die Krone,
Wird auch sie schirmen allzeit in den Nöthen
Als Talismann der Hütten wie der Throne.
Das Oberhirtenamt

Hoch von des neuen Sion Felsenzinne
Erhebt sich Pius mit dem Aaronsstabe,
Zu schreiten durch das Reich der Christusminne
Zur Spendung aus der Fülle seiner Habe;

Wohl kamen große Sorgen ihm zu Sinne,
Da Viele statt die Trift der Lebenslabe
Die Wüste liebten mit dem Hungergrabe,
Doch Hirtenpflicht gebot, daß er beginne;

Und hoffnungsmuthig rief in Wort und Scvhrift
Er Alle hin zum Kreuz und seiner Trift
Und weidet sorgsam sie seit dreißig Jahren;

Mit heil’gem Beispiel zieht er stets voran
Und sucht mit seiner treuen Heerde Schaaren
Die Hürde im versprochnen Kanaan.
Das Hohepriesteramt

Im Tempel, von Jahrtausenden erbaut,
Daß dort die Völker künftiger Äonen
Sich heiligend am Opferfeuer wohnen,
Dient Pius am Altar der Gottesbraut;

Dem Hohenpriester, den sie sich erschaut,
Daß fortan in den Herzen aller Zonen
Die heil’ge Gottesflamme könne thronen,
Hat sie der Lade Heiligstes vertraut;

Und Pius brennt die sieben Lampen an,
Läßt Oel von allen Leuchten thauen,
Und bei dem Licht ist Gottes Heil zu schauen;

Des Syrers frische Bäder läßt er rauschen,
Und Völker zieh’n zum Opferquell heran,
Das Kleid in weißen Byssus umzutauschen.
Die Amnestie
16. Juli 1840

Die Freiheit ist das höchste Gut, singt Dante,
Das Gott in seiner Liebe uns verlieh;
Drum sehnt sich, seit die Sünde sie verbannte,
Das Menschenherz nach ihr und ruhet nie;

Wenn Pius, gut und mild, so gern verzieh,
Verschenkend an Gefangne und Verbannte
Die Gnade seiner großen Amnestie,
So war’s, weil er der Freiheit Gut erkannte;

Wohl hat, was gab sein großes Fürstenherz
Im Drang, die Unterthanen zu beglücken,
Ihm selbst getragen bald den größten Schmerz;

Doch edle Geister darf dies nicht berücken;
Die Freiheit war ja einst das Paradies,
Nur Mißbrauch war’s, der es verschwinden ließ.
Die Flucht
24. Nov. 1848

Der Dämon vom verlornen Paradies,
Der Gott und dem Gesetz nur lachet Hohn,
Mit Schrecken sich bei Pius sehen ließ
Als Blutgespenst der Revolution.

Was war nun seiner Liebesmühen Lohn?
Daß man den Vater aus dem Hause stieß,
Daß man ihn flüchtig in die Fremde wies
Und würfelte um seinen Königsthron!

Zum ersten Male mochte er da fühlen,
Als in der Flucht dem Heiland er begegnet,
Wie schwer sein Kreuz ist auf den Purpurstühlen;

Doch die Satane, die ihn hassend schlugen,
Hat ebenso er mit dem Kreuz gesegnet,
Wie jene Engel, die ihn weiter trugen.
Gaeta
25. Nov. 1848 – 12. April 1850

Gaeta, Perle du der Felsenstädte,
Schließ’ deine Thore auf! Ein König will,
Daß hier sein thränend Herz ein Rinnsal hätte,
Der flücht’ge Pius sucht bei dir Asyl!

Du hörst mitzitternd seine Schmerzgebete:
„O Vater, wenn es so Dein Rathschluß will,
Daß ich nie mehr die heil’ge Stadt betrete,
So sei dein Wille Stern für meinen Kiel!“

Der Oelberg hüllte sich in tiefe Schatten,
Als Gottes Sohn zu seinem Vater flehte,
Bei dir war’s gleicher Schmerz, der dich umwehte;

Von deinem Echo, deinen kühlen Schatten,
Schreibt nun die gold’ne Feder der Geschichte,
Und Deine Zinnen glüh’n im Ruhmeslichte.
Rom ohne Papst
25. Nov. 1848 – 12. April 1850

Sag’ an, du stolze Roma, was ist dir?
Von deinen Hügeln weht ein eis’ger Schauer,
In deinen Siegestempeln herrscht die Trauer,
Warum doch ist dein Auge feucht und wirr?

Ist nicht dein Ruhm der Städte Neid und Gier?
Bist du die Weltstadt nicht von ew’ger dauer?
Ziert nicht das Freiheitsbanner deine Mauer?
Was trauerst du? Ich bitte, sag’ es mir!

Du schweigst und weinst, du trost- und freudenleere,
Als wenn der Vater dir gestorben wäre;
Der Pulsschlag fehlt, der Lebensstrom, das Herz;

Dir kam Erkenntnis wohl, das ist dein Schmerz;
Seit Pius sich in das Exil begab,
Bist du ja nichts, als nur – ein großes Grab.
Rom und der Papst
12. April 1850

Es strahlt und jubelt in der ew’gen Stadt;
Ganz Rom, das seine Schuld gesühnt durch Reue,
Hält gleich dem Frühling eine Friedensweihe,
Weil Pius, seine Sonne, wieder naht;

Du Glückliche, bestreu’ nur seinen Pfad
Und huldige dem Königspapst auf’s Neue,
Bist ja die Braut, verpflichtet ihm zur Treue,
Die Fürstin die auch seine Krone hat!

Stets hüllten sich in Schatten deine Hügel,
So oft der Papst aus deinen Mauern wich;
Nur er reicht deiner Schönheit ja den Spiegel;

Du sahst, wie all dein Weltruhm sterbend blich,
sahst dann aus Schutt das Kreuz sich glänzend heben;
Mit seinem Fähndrich wirst du ewig leben.
Das Dogma von der unbefleckten Empfängnis
8. Dez. 1854

Der Baum, aus Christi Senfkorn aufgegangen,
Erneuert stets zweigsprossend sich und steht,
Vom Hauch des Herrn Jahrtausende umweht,
Im frischen Blüthenschmuck und Früchteprangen;

Der Lenz hat mit holdseligem Verlangen
Vom Baum die Wunderblüthe nun erfleht;
Sie schimmert weiß, von Edens Glanz umfangen, -
Die Blumenkönigin aus Nazareth.

Seit Pius, waltend mit des Baumes Schätzen,
Freudzitternd sie genannt die Unbefleckte
Und eingefügt dem Kranz von Glaubenssätzen,

Muß süßer Klang aus frommen Saiten fließen,
Die Blume, die den Geisterfrühling weckte,
Mit heil’gem Liede preisend zu begrüßen.
Die Todesgefahr
12. April 1855

Was stets dem gläub’gen Auge sonnenklar,
Daß schirmet unsern Pius höh’re Macht,
Sah deutlich man beim Licht der Himmelswacht,
Als ihm des Todes Nacht ganz nahe war;

Am Kind schon war er einmal in Gefahr,
Am See zu sinken in den Fluthenschacht,
Doch ein Schutzengel hat als Gottes Aar
Ihm Rettung dort in höchster Noth gebracht;

Und als der Fall im Sprechsaal sich begab,
Hat, die er anrief als die Makellose,
Beschützt ihn vor des Todes nahem Stolze;

Nun steh’n die Jahre schaufelnd an dem Grab,
Doch hegen freudig wir das Gottvertrauen,
Er werde noch den Sieg der Wahrheit schauen.
Die Wallfahrt nach Loretto
Mai 1857

Und wieder hat Loretto angezogen
Den Neunten Pius; längst schon angefacht
Vom Drang, zu lösen, was er einst versprochen,
Naht er mit Volksgeleit und Königspracht;

Dem frommen Jüngling hat im Sturm der Wogen
Lorettos Gnadenstern einst Trost gebracht;
Maria war’s, die ihn gesund gemacht
Und ihm und seinem Schifflein blieb gewogen;

Dasselbe Bild – dasselbe Herz – doch heute
Voll Liebesdank, voll Jubel und voll Wonnen,
Ausquellend sich, wie übervolle Bronnen!

Und auf den Wellen seiner Dankesfreude
Zog ein Gebet für Christi Braut zum Bilde
Und weihte sie dem Muttergottesschilde.
Castelfidardo
18. Sept. 1860

Castelficardos Höhen sollten für die Schlacht
Zum Wohl Italiens sie Wahlstatt bieten,
Wo über Petri Erbgut ward entschieden,
Das Hinterlist und Ehrgeiz nahm in Pacht;

Man sagt: „Die Schlachten bringen uns den Frieden“;
Doch war’s kein Weiser wohl, der dies erdacht;
An diese Schlacht sah ich den Fluch sich schmieden,
Den Gräbern nur hat Frieden sie gebracht;

Entsprungen ist ein Born voll Weh und Schmerz
Für Pius und zu seinem Volk geflossen,
Und jedem Christen blutet noch das Herz;

Ernst-still zog Christi Braut ihr Kreuz hervor,
Und weil sich Fried und Segen nicht ergossen,
Umschlang sie es mit einem Trauerflor.
Die Heiligsprechung der japanesischen Martyrer
8. Juni 1862

Japan, das Saatland eines Franz Xaver,
Bestellt an Rom als frommer Heil’genbitter
Ein stattlich Fähnlein blutgeschmückter Ritter;
Es sind dies sechs und zwanzig Martyrer;

Lang ward geprüft, erwogen hin und her,
Und der Prozeß ging wie ein Schlachtgewitter,
Ehvor der Jubel klang aus Sions Cither,
Daß sie als Heil’ge stehn im Himmelsheer;

Für Pius war’s der Freuden wohl die größte,
Wie holde Erstlingsfrucht beim Erntefeste,
Als er im Petersdom das „Heilig“ sprach;

Und seit er bat um ihren Fürbittsegen,
Zieht man im Glaubensland auf allen Wegen
Den neuen Himmelssternen glücklich nach.
Die Encyclica
8. Dez 1864

Es rast die Geistersee; - wie Donner brausen
Rings um den Glaubensfelsen wilde Wogen,
Hinwegzufegen ihn im Wirbelbogen
Und freien Wegs nach Laune dann zu hausen,

Da tönt aus Rom bis an die fernsten Klausen
Der Schifferruf: „Es sei, irrlichtbetrogen,
Das Menschenschiff zum Strudel hingezogen,
Wo Schmerz der Täuschung wühlt und Todesgrausen,

Indes der Leuchtturm seines Lichtes Pracht
Vom Felsen Christi bei der Fahrt im Meere
Hochstrahlend werfe in den Sturm der Nacht;

Und warnt die Schiffer all’ vor siebzig Scyllen,
Daß rette sich, wer hätte guten Willen,
Vom gleißnerischen Schwall moderner Lehre.
Der Syllabus
8. Dez. 1864

Der Syllabus von Pius ist kein Fluch,
Der grausam brechen soll des Geistes Flügel;
Was Pius sorgsam hier zusammentrug,
Ist für die Geisterfahrt nur Zaum und Zügel;

Wer je, sich sehnend auf die heilgen Hügel,
Einmal den schmalen Himmelspfad einschlug
Und lichten Pfad sucht in des Waldes Trug,
der schaut wohl gern in diesen Reisespiegel;

Da fällt das Kartenhaus moderner Phrase,
Was unecht gleißt, zerfließt wie Seifenblase,
Und Sonne strahlt in’s schneeverwehte Thal;

Durch’s Labyrinth mit vielverschlungnen Pfaden
Führt dieser neue Ariadnefaden,
Im Kreuzgang gleitend, - ohne Zwang und Qual.
Das Centenarium der Apostelfürsten
1867

Ein weiteres Jahrhundert, voll und ganz,
Senkt nieder sich an dem Apostelgrabe,
Und Gottes Engel reih’n die neue Gabe
Zum achtzehnhundertjähr’gen Jubelkranz.

Es netzt wie perlenreicher Wellentanz
Die Liebe dort den Saum der heil’gen Habe,
Und Pius theilt, umstrahlt von Bischofsglanz,
Den Segen aus mit dem Apostelstabe;

Wohl dürfen die Apostel jenseits thronen
Im Palmenhain mit unverwelkten Kronen,
Doch legt für das berühmte Heldenpaar

Auch hier die segensvolle Hand der Zeit
Als Dankesgaben auf den Blutaltar
Das ewig-grüne Reis – Unsterblichkeit.
Mentana
3. November 1867

Die Flamme aus Gottfried von Bouillons Zeiten
Stieg wieder auf wie kurzes Morgenroth;
Das Erbgut Petri war vom Feind bedroht,
Und Retter zogen ein von allen Seiten;

Durch Feindes Lager ging, den Kampf zu deuten,
Die eine Losung: „Rom, ansonst den Tod“!
Da schickten Helden ihren schwur zu Gott,
Dem Feinde solchen Frevel zu verleiden;

Und du, Mentana, hast ihr Blut getrunken
Zum Zeugnis, daß der Himmel den noch schützt,
Der sich auf Rechte, statt auf Truppen stützt;

Dem Rechte hat das Glück bei dir gewunken,
Doch dann verlor sich das zur Saat erwählte
Goldkörnlein Hoffnung in dem Lorbeerfelde.
Die Seeundiz
11. April 1869

Komm’ heute nur, Aurora, bräutlich hold,
In deines Sonnenkleides keuscher Zier,
Sankt Peters Hoherpriester zeiget dir
Ein Kränzlein schöner, als dein Himmelsgold!

Zehn Lustra sind dem Zeitenstrom entrollt
Und ruh’n in diesem Kränzlein für und für;
Am Gold des Jubelkränzleins sehen wir,
Was die einst grüne Myrte hat gewollt;

Was, Pius, Du als Priester hast getragen
Seit mehr als achtzehntausend Opfertagen
An Freude und an Schmerz – das ist dein Gold;

Leg’ nieder Deinen Goldkranz am Altare,
Wo Du die Myrtenblüthen einst geholt,
Und juble dort noch viele, viele Jahre!
Das Vaticanum
8. Dez. 1869 – 18. Juli 1870

Unheimlich gährend ging ein rauschend Wogen
Schon lang im aufgeregten Geistergrund;
Wie Wirbelfluth war’s zornig aufgeflogen
Und für und wider klang’s aus vollem Mund;

Da kam zum Stuhl der Weisheit angezogen
Die Glaubenswächterschar vom Erdenrund,
Und prüfend hat sie ab das Gold gewogen
Und klar bestimmt der Stiftung volles Pfund;

Es brach der Sturm; - und wie ein weißer Schwan
Stieg draus empor gewaltig, hehr, wie immer
Der alte Fels, doch neu des Kleides Schimmer;

Ob seinem Haupt brach neue Pfingsten an,
An siebenhundert Sterne sah man flammen,
Den Sieg der Wahrheit kündend mit dem Amen.
Die Einnahme Roms
20. Sept. 1870

Indeß sann Hinterlist, vom Königsthrone
Den Papst zu stürzen, daß die Metropole
Dem einigen Italien zum Wohle
Ein Anderer beherrsche und dort wohne;

Das Feuer war genährt von feinster Kohle,
Und das kommando kam aus ferner Zone,
Als jener Königsstadt der Priesterstole
Man Bresche schoß in ihre Mauerkrone;

Dort standen sie, ein buntes Fähnlein Helden,
Bereit, das Herzblut und das junge Leben
Dem Königpapste als Tribut zu geben;

Da kam Befehl: „O Kinder, laßt es sein“!
Und treugehorsam wie einst Petrus, stellten
Sie das Gewehr in Ruh; - der Feind zog ein.
Das 25. Regierungs-Jubiläum
16. Juni 1871

Heil, Pius Dir! Du hast allein erreicht
In der gottausgewählten Hirtenschaar
Des ersten bPapst’s Regierungs-Jubeljahr,
Wenn es die Locken Dir auch weiß gebleicht;

Wer wär’s, der so wie Du dem Petrus gleicht?
Du trägst nicht nur sein Himmelsschlüsselpaar,
Dem Kreuz, das seiner Martern Krone war,
Hat längst auch Deine Schulter sich gebeugt;

Die Ketten, ihm von Heiden nur geschmiedet,
Hat Kindeshand sogar Dir angenietet,
Doch Liebe kam und lockerte die Spangen;

Schon siehst Du fünf und zwanzig Freudenrosen
Am Dornenkranze der Tiara prangen;
Heil Dir, wenn erst sein Himmelsflor erschlossen!
Die Schutzherrschaft des hl. Joseph
1871

Sankt Joseph hat, aufstrebend wie die Ceder,
Nicht nur den alten Libanon geschmückt,
Von jener Palme aus dem Haag der Väter
Wird heute noch das Aug’ der Welt erquickt;

Mit schönstem Farbenschmuck schrieb es die Feder,
Wie der Gesponse seine Braut beglückt,
Und wie an seiner Vaterhand dann später
Sich Blumen gern das Jesukind gepflückt;

Die heilige Familie gliedert sich
Seitdem nun längst in viele Millionen,
Und alle schmückt ein Zweig aus Josephs Kronen;

Drum klang’s vom Piusmund so feierlich,
„Daß Gottes Braut, dem alten Feind zum Trutze,
Noch heute waltet in Sankt Josephs Schutze.
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