Sonett-Forum

Normale Version: Wunden schlagen
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Noth ists, daß du mit stillem Ernst erwägst:
Verwunden Andre mit dem zorngen Blicke,
Mit scharfem Wort kann man im Augenblicke,
Doch heilt oft schwer, was du eilfertig schlägst.

Wenn Zorn einmal du in dem Herzen hegst,
Nicht schnell sogleich das Schwert des Mundes zücke;
Was dir aufflammt, viel lieber unterdrücke,
Als daß du es in bittern Worten regst.

Ein einzig Wörtchen, dir entrauscht im Zorn,
Schlug Wunden Andern, die noch heute bluten,
Und hat geweckt der Thränen heißen Born.

Warum denn, wenn das Aug sich weinend füllt,
Hast du den Schmerz, der brannt’ in wunden Herzen,
Mit einem linden Wörtchen nicht gestillt?