Sonett-Forum

Normale Version: Abend und Morgen
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Der Abend ist ein schwermutblasser Schwärmer
Mit dunklen Augen, rabenschwarzem Haar.
Er flieht des Tages Spott und eitle Lärmer
Und träumt von einem süßen Lippenpaar.

Betränte Küsse, mondbeglänzte Eide,
Willkommenes Wagnis einer kühnen Hand:
Das ist das hohe Lied im Sternenkleide,
Das seiner weichen Laute Saiten spannt.

Der morgen naht, ein frecher blonder Spötter
Mit Purpurwangen, blauem Feuerblick.
Er beugt sich lachend über heiße Blätter
und schilt und übt erbarmungslos Kritik.

Ein Schalk, ein Tor! Doch auf des Himmels Rade
Bezeichnen Sterne ihres Wandels Pfade.